Aufklärung in Bildern: I morgen bliver bedre – Bind 1: Kongen von Karoline Stjernfelt

kongenDank P.O. Enquist (Livläkarens besök, 1999; Der Besuch des Leibarztes) ist die Geschichte des deutschen Arztes Struensee, seines Machtaufstiegs in Dänemark sowie seiner Liebesaffäre mit der Königin Caroline Mathilde und seines Sturzes mit der Konsequenz der Hinrichtung international bekannt geworden. Seit dem Tod Struensees (1772) haben sich Autoren mit dem Thema nicht nur im Norden, sondern auch in Deutschland, Frankreich und Italien beschäftigt. Bemerkenswert ist auch die Vielfalt der Medien, die für die Bearbeitung der Geschichte eingesetzt wurden: Romane, Theaterstücke, Filme bis zu einer Oper und einem Musical. Allein im Jahr 2015 ist ein Roman von Dario Fo über das Thema erschienen, während die Dramatisierung des Romans von P.O. Enquist ihre Premiere in Stockholm feiert. Niemand hätte jedoch gedacht, dass diese irre, aber wahre Geschichte in der Form eines Comics erzählt werden könnte! Abgesehen von der 1955 in der französischen Zeitung France Soir erschienenen „bande dessinée verticale“ Caroline-Mathilde et Struensée, wo die Texte jedoch nicht in Sprechblasen, sondern nach den Zeichnungen als Erklärung geordnet sind, markiert Karoline Stjernfelt mit dem ersten Band von I morgen bliver bedre nicht nur ihr Debüt, sondern auch die Erscheinung der bisher einzigen Graphic Novel über die faszinierenden Ereignisse, die sich zwischen 1766 und 1772 am dänischen Hof ereigneten.

Karoline Stjernfelt, 1993 geboren, hat sich an der Serieskolan in Malmö ausgebildet und ist jetzt am Zeichenbüro Kulkælderen in Kopenhagen tätig. Vor I morgen bliver bedre hat sie schon einige Comics in Anthologien wie Knivsæg, Kulkælderen 3 und Bon Kultur veröffentlicht.

1. Kongen ist der erste Band des ambitionierten Projektes von I morgen bliver bedre. Nach diesem ersten Band, der die Geschichte bis vor der europäischen Reise des Monarchen erzählt, sind in den nächsten Jahren der zweite und der dritte Band, jeweils mit den Titeln 2. Dronningen und 3. Lægen , geplant. Einem dreibändigen Projekt über diesen historischen Stoff waren schon der deutsche Dramaturg Johann Ernst Daniel Bornschein mit dem Drama Friedrich Graf von Struensee oder das dänische Blutgerüst (1793-1795) und der schwedische Schriftsteller Axel Lundegård mit dem Roman Struensee (1898-1900) nachgegangen. Während in beiden Fällen der Fokus auf die Figur des Struensee gelegt war, versucht Karoline Stjernfelt die drei Hauptakteure der Handlung – Christian VII., Caroline Mathilde und Struensee – gleichgewichtig zu behandeln. Das lässt sich nicht nur an den Titeln der drei Bände ablesen, sondern wird schon in diesem ersten Band bestätigt, in dem die Königin die Rolle der Erzählerin übernimmt, Christian der eigentliche Protagonist ist, während der Arzt schon als Wendepunkt der Geschichte eingeführt wird. Die ersten fünf Seiten lassen auch eine weitere Idee erahnen, die der Universalität bzw. der Unsterblichkeit und vielleicht daraus folgend die der Aktualität der Geschichte. Das legt zumindest der Text der Seiten 4 bis 7 nahe, der lautet: „Vor tid i verden er kort. Og verden er stor og tom og tavs. Men måske hvis vi kan være med til at ændre på fremtiden. Måske endda gøre den bedre. Så har vi jo på sin vis vores del i den. Og dermed udødelighed.” (Unsere Zeit in der Welt ist kurz. Und die Welt ist groß und leer und stumm. Aber vielleicht wenn wir helfen können die Zukunft zu verändern. Vielleicht sie sogar besser zu machen. Dann haben wir ja auf eine Art Teil daran. Und damit an der Unsterblichkeit.)

Während dieser Text eine einfachere Interpretation anbietet, lassen die Zeichnungen sowie der aus dem apokryphischen Buch der Weisheit zitierte Text („Åndedrættet i vore næsebor er som en røg, vor tanke som en gnist, der springer ved hjertets slag“; Der Atem in unseren Nasenlöchern ist wie ein Rauch, unser Gedanke wie ein Funke, der beim Herzschlag zündet) eine Art mystische Atmosphäre entstehen, die viele Fragen offen lässt. Stirbt Caroline Mathilde im Schneewald? Wer ist der Mann, der mit ihr läuft? Diese Fragen bleiben unbeantwortet und bauen Spannung für die folgenden Bände auf. Diese ersten Seiten scheinen letztendlich als Siegel der Autorin, die wie ein allwissender Gott die Geschichte einrahmen, aber gleichzeitig listig dem Leser keine präzise Antwort geben will.

Was darauf folgt, ist ein weiterer Rahmen, in dem Caroline Mathilde 1775 im Exil in Celle an ihrem Schreibtisch sitzt und die Geschichte ihrer Lebensjahre 1766 bis 1772 niederschreibt. In einem langen Flash back, der bis zum Ende des Bandes andauert, erfahren wir zunächst von dem traurigen Abschied der fünfzehnjährigen Prinzessin von ihrem Heimatland England, bevor sie nach Dänemark reist, um ihren noch nicht volljährigen Gemahl Christian zu treffen. In Kopenhagen folgt die Handlung den ersten schwierigen Momenten der Beziehung. Der Monarch erweist sich als komplizierte Person, die kein Interesse für die Königin zeigt, sondern sich lieber dem Theater – als Zuschauer sowie als Schauspieler – widmet. Bald erfährt die junge Königin, dass der König an einer psychischen Krankheit leidet, die den strengen Lehrmethoden seines Hoflehrers Reventlow zuzuschreiben sei – das behauptet jedenfalls der andere Hoflehrer, der Schweizer Reverdil. Noch schlimmer wird die Situation für die Königin, da ihr Mann regelmäßig ein Bordell besucht, wo er sich in die unter dem Namen „Støvlet-Katrine“ bekannte Prostituierte Anne Cathrine Benthagen verliebt. Die einzige sexuelle Begegnung zwischen Christian und Caroline, von der erzählt wird, dient nur der Zeugung eines Thronfolgers. „Men sådan skulle det ikke gå“ (Aber so sollte es nicht gehen), sagt die Erzählerstimme auf Seite 92. Caroline Mathilde unterstreicht schon jetzt mit einer Art Prolepse, dass ihre Präsenz am Hof nicht nur wegen der Geburt des Kronprinzen erwähnenswert ist.

Hier wird nun die Geschichte des im damaligen dänischen Altona tätigen deutschen Arztes Johann Friedrich Struensee eingeschoben, was vermuten lässt, dass er eine wichtige Rolle in Carolines Leben spielen wird. In Altona trifft der Armenarzt seine aufgeklärten Freunde Rantzau und Brandt, die von der Situation am dänischen Hof erzählen. Zurück in Kopenhagen wird die Prostituierte verhaftet und vom Hof entfernt, was eine psychische Krise des Monarchen verursacht, der kurz danach jedoch eine europäische Reise plant. Auf dieser Auslandsreise kann Caroline ihren Mann nicht begleiten, da sie sich um den Kronprinzen kümmern und deswegen in Kopenhagen bleiben muss. Wer jedoch wieder ins Spiel kommt, ist Struensee, da die Minister einen Reisearzt für Christian benötigen. Der erste Band endet mit den Vorbereitungen des Arztes, der von seinem Freund Rantzau über die höfischen Regeln unterrichtet wird, bevor er dem König begegnet.

Die Geschichte der sogenannten königlichen Affäre der dänischen Aufklärung ist sicherlich dem skandinavischen bzw. deutschen Publikum vor allem durch den Film En kongelige affære von Nikolaj Arcel (2012) bekannt. Auch im Fall der Graphic Novel ist der Königin die Rolle der Erzählerin zugeteilt. Im Gegensatz zur kinematographischen Version sorgt Karoline Stjernfelt aber für eine skrupulöse und minuziöse historische Rekonstruktion: Während die Schauspielerin Alicia Vikander eine schöne und faszinierende Königin darstellt, bleibt die Zeichnerin der Realität näher und zeigt eine unattraktive Caroline. Wichtig ist auch die gelungene Darstellung der Altonaer Zeit, die fiktionale Versionen mit solcher Präzision bislang kaum erzählt haben. Bemerkenswert ist die Recherche der Autorin, die nicht nur Biographien gelesen hat, von denen die sehr umfangreiche Biographie Den Afmægtige (2008) von Ulrik Langen über Christian VII. zu erwähnen ist, sondern auch einige wichtige Orte der Geschichte besucht hat, unter anderen das Celler Schloss und das Schloss Frederiksberg in Kopenhagen. Ein noch größeres Verdienst ist jedoch dem Stil der Zeichnerin beizumessen. Ihre Zeichnungen lassen sich als klassisch beschreiben. Karoline Stjernfelt arbeitet der französischen Schule nach, was in ihrem Zeichenstil, der von der sogenannten „ligne claire“ (Zeichnungen mit klaren Konturen) geprägt ist, zu erkennen ist. Zwei weitere Anmerkungen über die Comics von Stjernfelt sind zu erwähnen. Einerseits wirken die bunten und sehr expressiven Zeichnungen wie eine Art Stummfilm, dessen Verständnis ohne viele Texte möglich ist, andererseits machen die Dialoge die Handlung frischer, damit man sich quasi als Figur der Geschichte im 18. Jahrhundert fühlen kann.

Karoline Stjernfelt zeigt letztendlich, wie der Struensee-Stoff heute noch produktiv sein kann und sie trägt dazu bei, dass ein regelrechter Struensee-Boom die dänische literarische Szene erfüllt. Während die Graphic Novel sofort bei ihrem Erscheinen von der dänischen Zeitung Politiken als Erfolg begrüßt wurde, ist Dario Fos neuer Roman in dänischer Übersetzung veröffentlicht worden. Der er en skør konge i Danmark (auf Italienisch C´é un re pazzo in Danimarca, 2015) erzählt nämlich die Geschichte des verrückten Christian VII. Zwei unterschiedliche Werke mit zwei verschiedenen Perspektiven, die aber gemeinsam die Freude daran zeigen, einen historischen Stoff neu wiederzugeben.

Karoline Stjernfelt: I morgen bliver bedre 1: Kongen,  Kopenhagen: Cobolt, 2013.
(Sergio Ospazi, München, Dezember 2015)

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Die verlorenen Paradiese: Duraid Al-Khamisis Familienportrait Regnet luktar inte här (2015)

khamisiJag stoppar ner handen i det iskalla havet. Det är min första kontakt med Sverige. Hon är vacker, stolt och iskall. Välkomnande, men fientlig. Som en snobbig värd som egentligen inte bjudit hem den gäst som just anlänt. [10]

„Ich stecke die Hand in das eiskalte Meer. Das ist mein erster Kontakt mit Schweden. Es ist schön, stolz und eiskalt. Einladend, aber feindlich. Wie ein versnobter Gastgeber, der den gerade angekommenen Gast eigentlich nicht zu sich gebeten hat.“

Dieses Schweden jenseits von romantischen Vorstellungen betritt der achtjährige Duraid im Dezember 1994. Zusammen mit seiner Familie ist er aus Bagdad über Jordanien, Moskau und die litauische Hafenstadt Klaipėda über die Ostsee nach Gotland geflüchtet. Der Preis der Menschenschmuggler ist hoch, die Reise menschenunwürdig. Zusammengedrängt in einem engen, alten Fischerboot müssen 63 Flüchtlinge zwischen Erbrochenem und Exkrementen stumm darauf hoffen, dass das kleine Boot den Sturmböen und riesigen Wellen trotzen kann. 62 von ihnen überstehen die Überfahrt.

Für die Familie Al-Khamisi ist diese Reise nicht nur der Weg in ein fremdes Land, sie ist auch der Abstieg auf der sozialen Skala. Im Irak war Duraids Vater ein angesehener Goldschmied, der seiner Familie eine wohlhabend eingerichtete Villa bauen konnte. In Schweden wird er nie wieder arbeiten, die Familie lebt in einer Wohnung im migrantengeprägten Stockholmer Stadtteil Husby. Die Mutter erhält zwar ab und zu kleine Aushilfsjobs, leidet zu Beginn aber immer stärker unter schweren Depressionen. Obwohl sich Schweden ihnen gegenüber nicht als das erträumte Paradies offenbart, nehmen die Eltern es in Schutz. Der heranwachsende Duraid hingegen ist zornig – zornig wegen der ständigen rassistischen Kategorisierungen und Anfeindungen von allen Seiten, die ihm den Eindruck vermitteln, als Einwanderer grundsätzlich nicht willkommen zu sein, und zornig auf das Leben an sich in einem Land, in dem noch nicht einmal der Regen einen Geruch hat und ihm so ein Gefühl von Heimat geben könnte:

En betydande del av Irak är öken av rödsand. När stormarna drar in över städerna, jordarna, åkrarna och floderna lägger sig en tjock röd dimma över himlen.

När det sedan regnar lägger sig sanden, och ur den frigör sig den ljuvligaste lukt jag vet: lukten av fotogen, gasol och regn som ömsint parar sig med den varma doften av jasminblommor. Men i Sverige … Regnet luktar inte här. Mossan doftar. Barren, stenarna, löven doftar. Men inte regnet. Och det är ingen liten sak. Den som inte har en doft, eller ett berg, en gata, ett torg, ett bibliotek, en kyrka, en moské, ett bageri att längta till kommer aldrig att förstå det. Bara den som flytt från sina floder, sina sjöar, från sin säng, familj, skola, vänkrets och från sitt hantverk kan förstå vad jag menar. [132f]

„Ein bedeutender Teil des Iraks ist eine Wüste aus rotem Sand. Wenn die Stürme über die Städte, Böden, Äcker und Flüsse hereinziehen, legt sich ein dicker roter Nebel über den Himmel.

Wenn es dann regnet, legt sich der Sand, und aus ihm löst sich der lieblichste Duft, den ich kenne: der Geruch von Petroleum, Flüssiggas und Regen, der sich zärtlich mit dem warmen Duft von Jasminblüten paart. Aber in Schweden … Hier hat der Regen keinen Geruch. Das Moos duftet. Die Tannennadeln, Steine, Blätter duften. Aber nicht der Regen. Und das ist keine kleine Sache. Derjenige, der sich nicht nach einem Duft oder einem Berg, einer Straße, einem Platz, einer Bibliothek, einer Kirche, einer Moschee, einer Bäckerei sehnt, wird dies nie verstehen. Nur derjenige, der von seinen Flüssen, seinen Seen, von seinem Bett, seiner Familie, Schule, seinem Freundeskreis und Handwerk geflohen ist, kann verstehen, was ich meine.“

Ganz wie es die stereotypen Kategorisierungen vorsehen, ist Duraids tägliches Leben immer mehr von Drogen und Gewalt geprägt – bis sich auch seine engsten Einwandererfreunde von ihm abwenden und er die Macht der sprachlichen Kommunikation erkennt. Duraid wird Journalist, aber auch als Journalist muss er sich mit ethnischen Kategorisierungen und rassistisch motivierten Handlungen auseinandersetzen.

Regnet luktar inte här handelt jedoch nicht nur von Duraid und seinen Eltern. Wie der Untertitel „Ein Familienportrait“ andeutet, ist es das Album einer ganzen Familie. Dazu gehören noch Duraids vier jüngere Brüder, die mit nach Schweden geflüchteten Rami und Awsam und die in Schweden geborenen Semir und Sandro. Auch die große, im Irak verbliebene weitere Familie erhält ihren Platz. Für einen relativ kurzen Roman ist das eine Vielzahl an Schicksalen, weshalb die Geschichten von manchen Figuren aus dem engeren Kreis leider schemenhaft verbleiben. Rami und der von ihm mitgegründeten Organisation „Megafonen“ („Das Megafon“) für junge Vorortbewohner, die sich für soziale Gleichberechtigung und gegen traditionelle Medienbildern vom Vorort engagiert, werden sehr viele Seiten gewidmet, während Awsam fast unsichtbar bleibt. Dafür liefert der Text eine programmatische Erklärung:

Awsam är 23 år. Han sköter sitt, och tar inte ställning politiskt. Han vill inte tala om frågor som har att göra med hans hudfärg och ursprung. Det är hans fulla rätt. Därför tar hans berättelse i denna bok – som i högsta grad är politisk – slut här. [169]

„Awsam ist 23 Jahre alt. Er kümmert sich um seine Angelegenheiten und nimmt politisch keine Stellung. Er will nicht über Fragen sprechen, die mit seiner Hautfarbe und seinem Ursprung zu tun haben. Deswegen endet seine Erzählung in diesem Buch – das im höchsten Grade politisch ist – hier.“

Diese Stellungnahme mit ihrem Metakommentar wirkt im Romankontext dennoch eher abgerissen und unbefriedigend.

Regnet luktar inte här fordert seine Leser heraus und provoziert auf sowohl positive als auch negative Weise. An genau dieser Schnittstelle wird die Lektüre allerdings besonders interessant. Akzeptiert man nämlich das Wirrwarr, das durch die Vielfalt an Stimmen über die Vor- und Nachteile entsteht, die ein Leben in Schweden für eingewanderte Familien und ihre in Schweden geborenen Kindern mit sich bringt, ergibt sich eine ganz neue Bedeutung: Jede Stimme ist anders und unterschiedlich laut. Auch wenn sich ein Individuum mal stereotyp verhält, so gilt dies selbstverständlich nicht automatisch für dessen Familie, Freunde und Nachbarn. Ebenso führt die zentrale Stellung der Großfamilie anschaulich vor Augen, dass die familiäre Disposition jedes Individuum in seinem Verhalten prägt und gewisse Verhaltensweisen stark beeinflussen kann. Duraid ist wesentlich von Einsamkeit und Bodenlosigkeit durch den Verlust seiner irakischen Heimat und der dort zurückgelassenen Großfamilie geprägt sowie von der Ohnmacht, seine geliebten und verehrten Eltern unglücklich und arbeitslos in dem neuen Land zu sehen. Ohne Unterstützung von außen kann er sich diesen Gefühlen nicht entziehen.

Zusätzlich zu der Vielfalt individueller und doch zusammenhängender Schicksale in Schweden und im Irak, die außerdem nicht chronologisch erzählt werden, ist Regnet luktar inte här auch eine Collage aus verschiedenen Schreibstilen, unter denen die Schreibweise des Journalisten Duraid Al-Khamisi, der unter anderem für das Schwedische Radio (Sveriges Radio) oder die Tageszeitung Svenska Dagbladet gearbeitet hat, deutlich hervortritt. Züge des journalistischen Genres der Reportage wechseln insbesondere in der zweiten Hälfte regelmäßig mit längeren Interview-Passagen, in denen die Familienmitglieder im Gespräch mit Duraid zu Wort kommen. Gleichzeitig wird Regnet luktar inte här immer wieder zu einem Metaroman über die Macht des Schreibens, bei dem sich, wie es die Namensgleichheit des literarischen Duraids und des Autors Duraid Al-Khamisi bereits andeutet, stark autobiographische Elemente nicht abstreiten lassen.

Die stetigen Stilwechsel hinterlassen insbesondere in Verbindung mit den häufigen Zeitsprüngen einen Eindruck von fehlender Kohärenz und werden anstrengend. Doch spätestens hierbei wird einem das eigene Leseverhalten kritisch vor Augen geführt. Als Leser wünscht man sich möglicherweise zunächst, dass das Familienportrait keine Collage, sondern ein wirklicher Genre-Hybrid wäre. Es sind nämlich gerade die immer wieder aufblitzenden poetischen Reportage-Abschnitte, die fesseln und zutiefst berühren. Aber hier kommt erneut die aufrüttelnde Macht des Chaos zum Tragen. Regnet luktar inte här handelt hochgradig von unbequemen Situationen im eigenen Land. Weshalb sollte dann dessen Lektüre durchgängig bequem sein?

Daneben gibt es weitere Stolpersteine inhaltlichen Charakters. Der neunjährige Sandro versucht, statt des in seiner Familie verbreiteten Vorortsoziolektes Standardschwedisch zu sprechen. Dies ändert sich doch zumindest phasenweise während eines Gesprächs mit Duraid:

Sandro börjar komma igång, och nu vaknar hans rätta dialekt till liv. Nu låter han som den tväräkta förortare jag vill att han ska vara. Hans dialekt bär på min och mina föräldrars resa. Den vittnar om platsen som vi en gång kom ifrån. [173]

„Sandro läuft allmählich warm, und jetzt erwacht sein richtiger Dialekt zum Leben. Jetzt hört er sich wie der waschechte Vorort-Sprössling an, der er meiner Meinung nach sein soll. Sein Dialekt trägt die Reise von mir und meinen Eltern in sich. Er zeugt von dem Ort, von dem wir einst hergekommen sind.“

Weshalb akzeptiert Duraid nicht, dass sein jüngster, in Schweden geborener Bruder Standardschwedisch spricht, insbesondere da sein Soziolekt ihm in seiner Kindheit ungerechterweise so viel Missachtung eingebracht hat? Weshalb nimmt Duraid Kategorisierungen an Schweden vor, wenn er die Kategorisierungen von schwedischer Seite zurecht scharf kritisiert? Sollte die Frage aber nicht eigentlich lauten: Können wir dies als Außenstehende, bei denen eher freiwillige Auslandsaufenthalte als Flucht und anschließende rassistische Anfeindungen die Regel sind, überhaupt nachvollziehen?

In diesem Sinne wird Regnet luktar inte här nicht nur zu einem Familienportrait über Flucht und das darauf folgende Leben in einem anderen Land, sondern ebenso zu einem Weckruf, seine Privilegien zu reflektieren. Lässt man sich darauf ein, wird es eine sehr persönliche Lektüre, die auch die eigenen nordischen Paradiese nicht unangetastet lässt. Was bleibt, ist ein sensibilisiertes Bewusstsein für den Umgang mit Schmerz und Verlust der Heimat, das hoffentlich zu einem verständnisvolleren Umgang mit unter Umständen zunächst schwer nachvollziehbaren Verhaltensweisen führt. Und dieses Bewusstsein ist natürlich insbesondere in diesen Monaten, in denen hilfsbedürftige Menschen nicht unbedingt über das Baltikum und die Ostsee, dafür aber über südosteuropäische Länder und das Mittelmeer in Richtung Norden strömen, besonders wichtig, denn, wie es auch Duraid Al-Khamisi formuliert, es werden noch viele Menschen zu einer solchen Flucht gezwungen sein.

Sei die vielfältige Inkohärenz nun eine bewusste künstlerische Strategie oder der Tatsache geschuldet, dass Regnet luktar inte här erst das Debut eines talentierten Schriftstellers ist, man darf gespannt sein auf das, was es noch von Duraid Al-Khamisi zu lesen geben wird. Die Erwartungen an eine weitere literarische Veröffentlichung sind hoch – nicht zuletzt weil er dieses Mal mit der Wahl des Themas, das bereits vor der enormen Ausweitung der Flüchtlingskatastrophe feststand, eine hohe Sensibilität für gegenwärtige gesellschaftliche Brennpunkte bewiesen hat.

Duraid Al-Khamisi: Regnet luktar inte här, Atlas 2015.
(Hannah Tischmann, Wien, Oktober 2015)

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Wie man weiterlebt. Kreation individueller samischer Identität in Maren Uthaugs Og sådan blev det (2013)

uthaugOg sådan blev det – Und so war’s dann eben. Nüchterne Feststellung oder Resignation?

Auf den ersten Blick ist schwer zu sagen, wie der Titel der realistischen und mit feiner Ironie erzählten Lebensgeschichte eines heranwachsenden samischen Mädchens zu verstehen ist, dessen liebste Beschäftigung das Zeichnen ist. Maren Uthaug schöpft aus ihren eigenen Erfahrungen, ohne jedoch autobiographisch oder autofiktional zu werden: Als Tochter einer Norwegerin und eines Sami wuchs Uthaug zunächst in Nordnorwegen auf. Nach der Scheidung ihrer Eltern zog sie gemeinsam mit ihrer Mutter nach Dänemark zu deren neuem Partner. Um Homi Bhabhas Terminologie heranzuziehen: Uthaug ist eine kulturelle Hybride, „halvt samisk, halvt norsk og derudover […] ret dansk“ (halb samisch, halb norwegisch und darüber hinaus […] recht dänisch), wie sie im Portrait Bokprogrammet (Die Buchsendung) des NRK vom 25.03.2014 von sich selbst sagt.

Seit 2009 ist die Graphikerin mit Marens Blog online präsent. Über diese Internetseite vermarktet sie auch von ihr gestaltete Produkte: Poster, Postkarten, Kalender, Tassen und andere Gebrauchsgegenstände. Lesern der dänischen Tageszeitung Politiken (Die Politik) ist Uthaug seit 2013 bekannt, als sie den Cartoonwettbewerb der Tageszeitung gewann. Seither zeichnen ihre hintersinnigen Strichmännchen täglich im Kulturteil unter dem Titel Ting jeg gjorde (Dinge, die ich tat) kritisch und ironisch alle möglichen, viel häufiger jedoch unmöglichen Lebenssituationen nach. Zeichnerisch erfolgreich ist Uthaug auch in Norwegen mit ihren satirischen Cartoon-Büchern über Lebens- und Stimmungslagen samischer Existenz: Eines zeigt auf dem Cover eine Person in samischer Tracht, die im Begriff ist, Selbstmord zu begehen. Der Titel lautet Det er gøy å være same (Es ist lustig, Sami zu sein, 2010). Nach anfänglichen Skrupeln ließ sich Uthaug von ihrer samischen Familie davon überzeugen, dass sie als Insiderin das Recht habe, samisches Alltagsleben zu karikieren. Ihre so gewonnene Freiheit zeigt sich auch an dem provokativ doppelsinnigen Titel einer weiteren Cartoon-Sammlung: Same shit (2011) – ‚same’ als englisch ‚gleich’ oder aber norwegisch ‚Sami’ zu lesen. Verlegt werden die Karikaturen von Uthaugs samischen Onkeln, den Inhabern des Verlags CálliidLágádus.

In Og sådan blev det, ihrem Debütroman, schlägt Uthaug jedoch andere Töne an. Die Autorin baut mit Hilfe einer unregelmäßigen Alternation zwischen Rückblicken, Vorschauen und Passagen in der Erzählgegenwart einen äußerst dynamischen Text auf, der zwischen Nordnorwegen und Dänemark, der Kindheit und dem Erwachsenenleben der Protagonistin pendelt. Dass es sich bei der erstmals in einem mit der Jahreszahl 2007 überschriebenen Kapitel genannten Kirsten um eben jene Protagonistin handelt, die unter der Überschrift 1982 als siebenjährige Risten vorgestellt wird, kann der Leser rasch erschließen, da ihr Vater, der Norweger Knut, in beiden Textpassagen genannt wird. Erst nach und nach jedoch entfalten sich die Ereignisse, die dazu geführt haben, dass aus Risten Kirsten wird, dass Knut seine samische Frau Rihtta verließ und mit seiner Tochter von Nordnorwegen nach Dänemark zu seiner neuen Geliebten Grethe zog. Analog zu Risten wird der Leser dabei lange fehlinformiert bzw. über ein unangenehmes Familiengeheimnis im Unklaren gelassen, um genau zu sein: bis kurz vor das Ende des Romans.

Uthaugs klare Sprache, die oft einfache Syntax und die Ellipsen, die sowohl auf der Ebene der Erzählinstanz als auch derjenigen der Figuren gedankliche Spontaneität erzeugen, bewirken eine lapidare Distanz zu den enormen familiären Konflikten und dem Kulturschock, den Risten erlebt. Möglicherweise ist diese nichtemotionale und unsentimentale Sprache ein Grund dafür, dass Og sådan blev det in Dänemark eher sozialrealistisch rezipiert wird. Uthaug selbst spricht von der Entwurzelung und familiären Entfremdung als zentralem Textthema. Diese Sicht zeigen auch verschiedene Rezensionen (vgl. z.B. Klaus Rothsteins Rezension in Weekendavisen (Wochenendzeitung), 30.08.2013), Lesarten, die durch das Symbol der Wurzeln inspiriert wurden, das zweifach im Text auftaucht und zudem als Cover-Illustration aufgegriffen wird: Risten ist als Kind über Monate hinweg damit beschäftigt, die Blätter eines Malblocks aneinander zu kleben und das Wurzelsystem eines Baumes in Originalgröße zu zeichnen. Sie wird nicht damit fertig. Die bemalten Papierbögen verschwinden als Polsterungsmaterial in den Umzugskisten für die Übersiedlung nach Dänemark. Als Erwachsene nennt Risten ihren Sohn Rod (Wurzel). Diese Rezeption wird in Norwegen übernommen, als 2014 die Übersetzung Og sånn ble det erscheint (vgl. Gabriel Michael Vossgraff Moros Rezension in Verdens Gang (Lauf der Welt), 27.10.2014 sowie Maya Troberg Djuves Rezension in Dagbladet (Die Tageszeitung), 20.12.2014).

Verwunderlich ist, dass weder die ablehnende Haltung gegen Norweger, wie sie etwa in Rihttas Mutter Áhkku präsent ist, noch die offensichtlich koloniale, ja, rassistische Haltung, die die egozentrische Stiefmutter Grethe im Mikrokosmos der neuen Patchworkfamilie praktiziert, den Rezensenten Anlass geben, kritisch über das Verhältnis zwischen skandinavischen Gesellschaften und deren indigenen Minderheiten zu räsonieren. Koloniales Gebaren zeigt Grethe insbesondere in der Umbenennung Ristens in Kirsten und der Namensgebung ihres vietnamesischen Pflegesohns, eines verwaisten Bootsflüchtlings. Da der Junge einen „indviklet, vietnamesisk navn“ (komplizierten vietnamesischen Namen) hat, nennt Grethe ihn einfach „Vietnameser-Niels“ (Vietnamesen-Niels), mit der Begründung „[i] Danmark er det jo praktisk med et dansk navn“ (in Dänemark ist es doch praktisch, einen dänischen Namen zu haben, S. 55). In gleicher Weise kolonial kann Grethes selbstgefällige Nötigung der beiden Kinder verstanden werden, sie mit ‚Mutter’ anzusprechen.

Diaspora ist in indigenen Kontexten ein prominentes Thema. Bemerkenswert ist, dass Risten Vorstellungen, wie sie ihr von Áhkku in früher Kindheit vermittelt werden, auch in Dänemark allen Widrigkeiten zum Trotz unverbrüchlich treu bleibt. Diese indigene Identität äußert sich in einem großen Respekt vor unterirdischen Wesen und dem Nordlicht, vor denen man sich nur durch Tragen von Silberschmuck, Aufsagen kvenischer Gebete und Abwenden des Blicks schützen kann. Obwohl Risten entdeckt, dass es in Dänemark kein Nordlicht gibt, ist sie skeptisch, ob es nicht doch plötzlich erscheinen könnte. Die zum Schutz nötigen Handlungen und Rituale praktiziert Risten in Grethes Garten weiter und vermittelt sie auch an ihren vietnamesischen Stiefbruder. Dieser begreift nicht, dass er in samisches Wissen eingeweiht wird, sondern meint, Wesentliches über seine neue Heimat, also über Dänemark, zu lernen. Risten hat damit keine traditionale samische ‚pre-contact’ Identität, vielmehr praktiziert sie den læstadianisch-samischen Synkretismus ihrer Großmutter kreativ in einer Form, wie sie ihr in der dänischen Umgebung möglich ist und sinnvoll erscheint, sozusagen ‚global’ orientiert durch die enge Gemeinschaft mit ihrem vietnamesischen Stiefbruder und späteren Lebensgefährten: Die beiden Kinder erschaffen sich ihre eigene Form einer indigenen Identität, die auf einer samischen basiert. Als die Kinder Silberschmuck aus Grethes Schatullen stehlen und den Grund verschweigen, bleiben Konflikte nicht aus. Den pubertierenden Niels gibt Grethe schließlich an einen anderen vietnamesischen Flüchtling ab, der in Kopenhagen in einem Restaurant arbeitet.

Da der Fokus ganz auf der samischen Mikrokultur liegt, die die beiden Kinder miteinander entwickelt haben, werden die Jahre ohne Niels, die Risten noch mit Grethe und Knut lebt, in starker Zeitraffung erzählt. Lediglich Ristens Schockzustand, nachdem Niels aus der Patchworkfamilie ausgestoßen wurde, ist hervorgehoben. Als Risten für ein Architekturstudium nach Kopenhagen zieht, trifft sie Niels schließlich wieder und bekommt mit ihm einen Sohn, Rod. Immer noch praktiziert sie – gebilligt und vollkommen unterstützt von Niels – die Rituale mit dem Silberschmuck und setzt sich von ihrer Stiefmutter Grethe ab.

Die Rituale stabilisieren Risten und definieren ihre indigene Eigenheit in einer sonst vollkommen anders orientierten dänischen Umgebung. Ihre Sehnsucht nach Rihtta jedoch vermögen sie nicht zu stillen. Nachdem sich Risten ein idealisiertes Mutterbild aufgebaut hat – die liebende Rihtta im Vergleich zu der dominanten und kalten Grethe – besucht sie 2007 Rihtta in Nordnorwegen. Dies ist der erste Kontakt nach gut zwei Jahrzehnten. Rihttas mangelndes Engagement und ihre fehlende Wiedersehensfreude irritieren Risten. Wenige Wochen nach dem Besuch stirbt Rihtta. Sie beging vermutlich Selbstmord, da ihr eine unheilbare Krankheit diagnostiziert worden war. Mutmaßliche Unstimmigkeiten in der Patientenakte veranlassen Risten, investigativ tätig zu werden. Sie setzt ihren Vater Knut massiv unter Druck, ihr die Wahrheit über ihre Mutter zu sagen. In die Enge getrieben, gesteht Knut schließlich – erzähltechnisch in einem enthüllenden Flashback gestaltet, das Licht auf manche für den Leser vorher rätselhafte Episode wirft –, dass Ristens biologische Mutter Ravna ist, Rihttas jüngste Schwester. Diese lebt inzwischen verwirrt in einem Pflegeheim. Risten sucht sie dort zwar auf, jegliche Kommunikation scheitert aber an Ravnas schlechtem geistigem Zustand.

Nach dem unharmonischen Aufwachsen in der dänisch-norwegisch-samisch-vietnamesischen Patchworkfamilie, der Enthüllung der Lebenslüge und der Enttäuschung über die Unmöglichkeit eines echten Austausches mit ihrer biologischen Mutter bricht Risten nicht etwa zusammen: Sie „[v]enter på tårerne. De kommer ikke.“ (wartet auf die Tränen. Sie kommen nicht. S. 206). Sie geht vielmehr zum Alltag über. Mit einem Blick auf die eisige winterliche Landschaft stellt sie abschließend lediglich lakonisch – und wohl auch selbstironisch – fest: „[F]rosten har bidt sig fast for i år“ (Für dieses Jahr hat sich der Forst festgebissen, S. 206).

Bisher ist Og sådan blev det noch nicht in einer indigen-komparatistischen Perspektive gelesen worden. Eine solche Lesart empfiehlt sich jedoch, denn Uthaug präsentiert mit Risten eine Figur, die Parallelen zu den indigenen und halb-indigenen literarischen Figuren Saul Indian Horse und Franklin Starlight aus den Romanen Indian Horse (2012) und Medicine Walk (2014) des kanadischen Ojibwe-Indianers Richard Wagamese hat. Diese Protagonisten haben mit der unmittelbaren Vergangenheit abgeschlossen oder müssen notwendigerweise mit ihr abschließen, um ihre individuell kreierte indigene Identität zu praktizieren. Ausgewählt für den landesweiten Lesetag Danmark læser 2015 und damit in die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit gerückt folgen in den nächsten Jahren womöglich noch vergleichende Lesarten von Og sådan blev det. Diese könnten das Desiderat globaler, d.h. nicht vorwiegend auf englischsprachige Literatur konzentrierter indigener Literaturstudien aufgreifen, wie es etwa von dem samischen Wissenschaftler Harald Gaski (Universität Tromsø) mehrfach formuliert wurde. Vielleicht wird Og sådan blev det – auch dies wäre wünschenswert – in weitere Sprachen übersetzt.

Wagameses und Uthaugs Texte gehen weiter und überschreiten die oft postkolonial aufgearbeitete Opferrolle, indem sie der Desorientierung indigener Personen kreative Figuren gegenüberstellen, die ihren Weg aus dem Desaster gehen. In diesem Kontext gelesen, bringt der Titel Og sådan blev det weder eine nüchterne Feststellung noch Resignation zum Ausdruck. Vielmehr ist damit der für Indigene, Nicht-Indigene sowie auch für Personen gemischter ethnischer Herkunft durchaus schwierige, aber unbedingt positive und zukunftsweisende Umgang mit den historisch – und in Konsequenz daraus auch biographisch – gewordenen Gegebenheiten gemeint. Und so war’s dann eben. Eine Bekräftigung und Emphase: Es gilt, trotz der unabänderlichen Vergangenheit weiter zu leben.

Könnte mit dem Vergleich zur First-Nations-Literatur im Immigrationsland Kanada im Hinterkopf nicht die Frage gestellt werden, wo im ‚Europa der Immigration’ Uthaugs Text überhaupt seinen Platz finden sollte?

Maren Uthaug: Og sådan blev det,  Kopenhagen: Lindhardt og Ringhof, 2013.
(Juliane Egerer, Erlangen-Nürnberg, 2015)

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